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Der Einsatz der Wiege in der Kleinkinderpflege, seine Möglichkeiten und Gefahren waren über Jahrhunderte hinweg immer wieder Anlass pädagogischer wie medizinisch-gesundheitstechnischer Erörterungen. Zugleich wurden in diesen Auseinandersetzungen gesellschaftliche Vorstellungen und kulturelle Werte mit verhandelt, in die der neugeborene Mensch auch über das mobiliare Requisit eingeformt und eingeschwungen werden sollte.

Daneben beschäftigten sich verstärkt im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert auch kulturwissenschaftliche, volks- und völkerkundliche Studien mit den Formen der Kinderwiege und deren Verbreitung. Als Ausdruck der Volkskunst - dargestellt von Genremalern und eingefügt in ethnographische und heimatkundliche Sammlungen - wird das Möbelstück zum materialen Inbegriff des Lebens "in überlieferten Ordnungen", zum "Signet für Heimat schlechthin". Der Vortrag versucht diesen Zu- und Einschreibungen anhand textlicher und bildlicher Quellen vor allem des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nachzugehen.