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Still halten und in Bewegung bringen sind zwei Seiten einer Medaille. Das kindliche lautstarke Artikulieren von Bedürfnissen und der ungezügelte Drang zur körperlichen Bewegung kollidieren mit den Bewegungs- und Ruhemodi der Erwachsenen bzw. mit den allgemeinen Standards der jeweiligen Bewegungskultur. Es gehört zur "Sozialisierung" eines jeden Menschen, ihn körperlich und mental auf das Niveau dieser Standards zu bringen.
Die Instrumente dieser Zurichtung waren und/oder sind (unter anderen): das Tragetuch, die Wiege, der Kinderwagen, der Kindersitz. Einengen und Ruhigstellen vs. Anschubsen und auf die Beine bringen - jedes zu seiner Zeit - sind die Praktiken. In der industrialisierten Moderne werden auch hierfür mechanisch-maschinelle Instrumentarien und Vehikel entwickelt.
Ziel ist der automobile, im Sinne von sich mechanisch bewegen lassende und diesen Vorgang kontrollierende Mensch. (Der sich mit Hilfe von eigener Muskelkraft angetriebener Vehikel in Bewegung bringende Jetztmensch steht dazu nicht im Widerspruch - Auto und Bike oder Ski gehören zusammen...)
Im Vortrag werden an Hand von historischem und aktuellem Material Zusammenhänge von allgemeiner Bewegungskultur und den Praktiken des Kinderbewegens aufgezeigt. Dabei wird insbesondere das Konzept der Autodidaktin Jean Liedloff, erstmals veröffentlicht 1975 (The Continuum Concept - In Search Of Happiness Lost), bzw. dessen Wirkungsgeschichte bis heute beachtet. Von besonderem Interesse ist dabei der von den Anhängern des sog. Kontinuum-Konzepts empfohlene dauerhafte Körperkontakt mit dem Kind in den ersten Lebensjahren, realisiert u.a. mit Hilfe von Tragetüchern.