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Die Verarbeitung von Beschleunigungsinformationen (Dreh- und Linearbeschleunigung, einschließlich der Schwerkraft) ist notwendig für eine effiziente Kontrolle der Körperhaltung, der wahrgenommenen Konstanz des Raumes sowie für die Planung und Ausführung von Bewegungen. In Anbetracht dieser Wichtigkeit mag es erstaunen, dass uns die Wirkweise der verantwortlichen Sinnessysteme weitgehend verborgen bleibt und oftmals erst dann bemerkt wird, wenn ein normales Funktionieren nicht mehr gewährleistet ist (z.B. bei Erkrankungen des vestibulären Systems im Innenohr oder bei sensorischen Konfliktsituationen). In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie 1) das Gehirn mit Beschleunigungsinformationen umgeht und dabei mehrdeutige Sinnesinformationen aufzulösen vermag und 2) wie Bewegungsillusionen entstehen können. Ebenfalls werden 3) die damit zusammenhängenden Probleme der bemannten Raumfahrt diskutiert, denn diese zeigen auf eindrückliche Weise die Konsequenzen einer veränderten Reizumgebung (z.B. in Form der "Inversion Illusion"). Am Beispiel der künstlichen Schwerkraft ("Artificial Gravity") wird eine Maßnahme beschrieben, die gegen die Auswirkungen andauernder Schwerelosigkeit entwickelt wird.
Die Verarbeitung von Beschleunigungsinformationen ist nicht nur integraler Bestandteil der sensomotorischen Koordination, denn sie ist auch in höhere kognitive Prozesse wie die visuelle und motorische Vorstellung eingebunden. Zu diesem Thema werden 4) Ergebnisse dargestellt, die auf die Rolle der Schwerkraft hinweisen, wenn wir Wahrnehmungseindrücke antizipieren, eine Handlung planen oder lediglich in der Vorstellung simulieren wollen. Abschließend wird 5) das Thema der "Embodied Cognition" diskutiert im Hinblick darauf wie Bewegung und Handlung unser Denken mitbestimmen und dadurch unser "Selbst" konstituieren.