[Zurück zur Programmübersicht]

Die Raumbilder des Jugendstils eines Victor Horta oder Henry van de Velde zeigen Linienstrukturen, die schlingernd und rankend den Raum und seine gesamte Ausstattung umgreifen und dynamisieren. Damit einher geht eine vitalistische Auffassung des architektonischen Raumes, die den erfahrenden Menschen als Projektionsfläche direkt mit einbezieht. Heinrich Wölfflin äußerte 1886 in seiner Dissertation "Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur", dass der Mensch, um ein räumliches Gebilde ästhetisch verstehen zu können, die wahrgenommenen Bewegungen körperlich mit erfahren müsse. So wird im Jugendstil der Mensch auf den Spuren der schlingernden Linien aus dem Gleichgewicht der rechten Winkel und euklidischen Geometrie gebracht, um sich in den "Naturranken" eines lebensreformerischen Raumkonzepts neu einpendeln zu können.