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Psychisch Kranke durch schwingende Bewegungen zu heilen, hat in der Medizingeschichte bereits eine lange Tradition. Bereits bei dem römischen Arzt und Schriftsteller Celsus (1. Jh. n. Chr.) findet sich der Rat, einen Geisteskranken durch Schaukeln eines Bettes zu heilen. Als therapeutisches Instrument hielt der Drehstuhl aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts Einzug in die psychiatrische Praxis. Man stützte sich dabei vor allem auf die Theorie, die der englische Arzt J. M. Cox (1763-1818) entwickelt hatte. Er propagierte eine Behandlungsmethode, die er "rotary machine" nannte. Über die Wirkungsprinzipien dieser "Schaukel", wie der Drehstuhl zunächst ins Deutsche übersetzt wurde, herrschte unter den Mediziner der damaligen Zeit Uneinigkeit. In diesem Zusammenhang wird auch auf die zeitgenössischen Vorstellungen über den Schwindel als Störung des Gleichgewichtssinnes einzugehen sein. Verbreitung fanden diese Apparate spätestens seit den 1820er Jahren, und zwar nicht nur in England, sondern auch in Deutschland, Frankreich und Skandinavien. Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts war diese Therapie in den meisten psychiatrischen Anstalten nicht mehr gebräuchlich. Auf die Gründe ihres Verschwindens wird in diesem Vortrag ebenfalls eingegangen.