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Versteht man Ästhetik im Sinne Alexander Baumgartens als Theorie der sinnlichen Erfahrung, so hätte sie sich naturgemäß mit allen Sinnen und den durch sie vermittelten Bedeutungserlebnissen zu befassen. Tatsächlich haben die einzelnen Sinnesbereiche in der Geschichte der Ästhetik sehr unterschiedliche Beachtung gefunden. In ihrer historischen Entwicklung hat die Ästhetik, ihrer eingeschränkten Definition als "Wissenschaft vom Schönen und von den Künsten" folgend, jene Formen der Sinnlichkeit in den Vordergrund gestellt, die sich in Bild, Klang und Gestalt künstlerisch umsetzen ließen, und jene sinnlichen Erfahrungen vernachlässigt, die, wie jene des Gleichgewichtssinns, kaum oder gar nicht als "kunstfähig" erachtet wurden. Ziel dieses Beitrags ist es, jenen Ansätzen in der Geschichte der Ästhetik nachzuspüren, in denen diese ästhetischen Erfahrungsbereiche zum Gegenstand theoretischer Überlegungen gemacht wurden. Besonders Augenmerk ist dabei ästhetischen Aussagen über den Tanz zu schenken, da dieser die an unmittelbarsten mit dem Gleichgewichtssinn verbundene Kunstform darstellt.